… eine spektakulär schwache Form von Gerechtigkeit

Heute hatte ich das Privileg, einem vom Helsinki Process und TERI veranstalteten „Climate Change Forum on Ethics, Law, Economics and Politics“ beizuwohnen. Das Treffen wurde von Nitin Desai geleitet, dem früheren UN Untergeneralsekretär für ökonomische und soziale Fragen, Mitverfasser des Brundtland Reports und Generalsekretär des Johannesburg Gipfels.

Im zweiten Teil des Forums trat Sir Nicolas Stern auf, der Verfasser des berühmten „Stern Review on the Economics of Climate Change„. Ich kannte ihn von der Präsentation des Stern Review vor etwas mehr als einem Jahr in Berlin.

Um so beeindruckter war ich, mit welcher Klarheit er eine unbequeme Wahrheit aussprach: Die von in ihren Reden Merkel implizierte Formel von „Contraction and Convergence“, das Konvergieren der Pro-Kopf-Emissionsrechte der Länder in einigen Dekaden (oft wird 2050 genannt), ist kein großzügiges Angebot des Nordens an die Entwicklungsländer. Es ist in der Tat eine „spektakulär schwache Form von Gerechtigkeit“ („a spectacularly weak form of equity“, Nicolas Stern).

„Contraction and Convergence“ ist ein Prinzip, nachdem die Länder entsprechend ihren heutigen Emissionen mit Emissionsrechte ausgestattet werden, und diese langfristig sukzessive auf ein nachhaltiges Niveau reduziert werden, das gleichen Emissionsrechten pro Kopf entspricht. Es ist wegen seiner Einfachheit und Eleganz viel zitiert und unterstützt. Auf „Contraction and Convergence“ basieren die vielfach zitierten Reduktionsziele für Deutschland um 80% bis 2050.

Nicolas Stern verglich nun dieses Prinzip mit Menschen, die aus einem gemeinsamen Gefäß trinken. Der eine trinkt sehr viel, der andere trinkt nur sehr wenig. Das Gefäss ist schon halb leer. Der eine schöpft bisher mit einer großen Tasse, der andere mit einer kleinen. Wenn der Säufer seinem sparsamen gegenüber anbietet, dass ganz am Ende, wenn das Gefäß leer ist, beide ihren Verbrauch auf die gleiche Tassengröße reduzieren, dann ist das kein sehr großzügiges Angebot. Sondern eben „spektakulär schwach“.

So ambitioniert es also aussieht, dass die EU (konditioniert) eine Reduktion um 30% bis 2020 anbietet: Es ist leider immer noch eine sehr schwache Form von Klimagerechtigkeit. Danke, Nicolas Stern, das in so bemerkenswert deutlicher Form auszusprechen.

Einen Maßstab, was ein faires System der Teilung von Klimaschutzlasten international bedeuten könnte, bietet das Greenhouse Development Rights-Konzept. Nicolas Stern und Joachim Schellnhuber haben jetzt auch ein Exemplar unserer Publikation „The Right to Development in a Climate-Constrained-World„. Wir hoffen, es bietet ihnen interessante Anregungen.


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