71 Milliarden für die Klimakiller

by davipt on flickrZwischen 23 und 71 Milliarden EUR werden die Stromversorger in nur fünf der 27 europäischen Mitgliedsstaaten dadurch verdienen, dass sie unsere Emissionsrechte geschenkt bekommen. So eine Studie von Point Carbon, einem führenden Emissionshandels-Marktforschungsinstituts für den WWF.

„Windfall-Profite“ nennt man das im Fachjargon. Das funktioniert so: Der Staat schenkt unsere Emissionsrechte an die Stromversorger. Diese Emissionsrechte sind bares Geld wert. Da die Stromversorger aber diese Emissionsrechte auch verkaufen könnten, anstelle sie für die Stromerzeugung einzusetzen, muss der Strompreis auch den Wert der Emissionsrechte widerspiegeln. Opportunitätskosten heisst das. Sie würden doch auch als Goldschmied einen Goldring nicht zum Preis eines Blechrings verkaufen, nur weil Ihnen der Staat einen Goldbarren geschenkt hat, oder?

Dieses System ist bis 2012 so festgelegt. Bereits in der ersten Handelsperiode 2005-7 haben die Stromversorger gut daran verdient. Und bis 2012 werden unsere armen Stromkonzerne allein in Deutschland weitere 14-34 Milliarden geschenkt bekommen. Für nichts weiter als dafür, unser Klima zu zerstören.

„It’s less than perfect, but it’s a start“ zitiert die BBC einen Sprecher von E.ON. Könnte fast von einer Umweltorganisation stammen. Bloss aus diesem Munde wirkt das ein wenig zynisch.

Scheint ein gutes Geschäft zu sein. Nun kommen aber die Spielverderber von der EU Kommission und wollen das ab 2013 abschaffen. Wollen einfach alle unsere Emissionsrechte versteigern und den Klimakillern nichts mehr schenken. Dann lohnt sich das Klimazerstören aber nicht mehr. Dann werden unsere ganzen schönen neuen Kohlekraftwerke ziemlich unprofitabel.

Da das nicht sein darf, haben unsere Braunkohlekonzerne mit ein paar Promille der vielen Milliarden eine Anzeigenkampagne gestartet, in der uns „Experten“ erklären, warum wir weiterhin unsere Emissionsrechte den Klimakillern schenken sollen. Das nennt man dann „Managing carbon risk“. Da darf man nicht kleinlich sein und auch mal einen Experten falsch zitieren. Merkt ja doch keiner und die Investition ist gut angelegt.

Den Emissionshandel deshalb abschaffen? Nein, denn er könnte unsere schärfste Waffe im Kampf gegen den Klimawandel werden. Aber nur, wenn wir unsere Emissionsrechte nicht verschenken. Und die Schlupflöcher schliessen.

Weiterlesen:

Wall Street Journal Blog: The $100 Billion Windfall: Why Utilities Love Cap-and-Trade
Taz: Gewinne durch Gratis-CO2-Zertifikate
Umweltjournal: Stromversorger kassieren Milliarden
EU-Emissionshandel wohin?


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