Undurchsichtige Gender-Agenda

von Liane Schalatek, Heinrich Böll Stiftung Nordamerika

Fast sah es im Rahmen der Verhandlungen so aus, als ob die Gender-Gruppen und Koalitionen (z.B. gendercc, GCCA), die sich seit der COP in Bali im letzten Jahr gegründet und ihre politische Botschaft mit Blick auf Posen geschärft hatten, bei der COP 14 einen historischen Achtungserfolg erzielen könnten. Leider ist das operative Wort hier „fast“. Denn nachdem im Sonderausschuss zu Implementierung (SBI) Ende vergangenen Woche Sprache eingebracht wurde, die das UNFCCC-Sekrätariat auffordert, eine Genderstrategie zu entwickeln und mehrere afrikanische Delegationen diesen Vorschlag unterstützt hatten, war der Gendertext im überarbeiteten Entwurf der Textvorlage plötzlich nicht mehr zu finden.

Dabei könnte das UNFCCC eine Gender-Strategie (und offenbar das Sekrätariat intern auch eine Gender-Sensibilisierung) ganz gut brauchen: sie ist die einzige der vier Rio-Konventionen, die Genderfragen nicht explizit addressiert. Und das, obwohl die Tatsache das Klimawandel unterschiedliche Auswirkungen auf Männer und Frauen hat und deshalb Massnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung eben auch diese unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigen müssen, weder von ExpertInnen noch PolitikerInnen kaum mehr angezweifelt wird.

Alle Begleitveranstaltungen in Posen zum Thema Gender und Klimawandel waren bislang jedenfalls proppenvoll. Auch das eine Entwicklung (ein gutes Zeichen?) seit der letzten COP. Frauen sind aufgrund ihrer stärkeren Abhängigkeit von natürlichen Resourcen nicht nur die ersten, die an den Folgen des Klimawandels leiden – wenn Ernten verdorren, Wasser knapp und Dörfer überflutet werden -, sie sind auch diejenigen, die sich lokal, mit geringsten Mitteln (und ohne systematischen Zugang zu den Klimafinanzierungsinstrumenten über die hier in Posen so viel gesprochen wurde) als Agenten des Wandels für den Klimaschutz einsetzen.

Da wäre es nur angebracht, dass die UNFCCC dies in ihrer Arbeit zu Adaption, Technolgietransfer und Finanzierung – als primäre wichtige Ansatzpunkte – über erste versprochene Pilotprojekte hinausgehend berücksichtigt. Schliesslich sind rund 50 Prozent der vom Klimakollaps betroffenen Menschheit keine Minderheit. Was die auf so wundersame Weise entschwundene Gendersprache im SBI-Entwurfstext angeht: vielleicht muss frau einfach beschliessen, das (Gender-)Glas halbvoll anstatt halb leer zu sehen. Den „Push Back“ gibt es in Verhandlungskontexten schliesslich immer nur, wenn befürchtet wird, dass es politisch die Möglichkeit gäbe, weiterzukommen.


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