Geo-Engineering als Lösung?

Das US-Magazin NEWSWEEK hat mit einer Titelstory letzte Woche eine neue „Lösung“ groß aufgeworfen, von der wir in Deutschland bisher dachten sie gehöre in die Welt von „Star Trek“ und „Matrix“: Geo-Engineering, die Rekonstruktion der Naturverhältnisse.

Konkret soll das natürliche Phänomen bei Vulkanausbrüchen des massiven Schwefeldioxidausstoßes simuliert werden. Dieser führt nämlich zu verstärkter Reflektion der Sonnenstrahlen in der Atmosphäre und somit zu einer Kühlung der Erde. Auch wenn dies gut klingt sind damit doch Gefahren verbunden: Das Risiko ungeahnter Nebeneffekte und der Abzug politischer und finanzieller Ressourcen von anderen Klimaschutzprojekten. „People are not going to make hard sacrifices to combat global warming if they get the impression that a quick enineering trick can erase the threat.“ schreibt NEWSWEEK, wohl wissend, dass ihre Coverstory genau diese Folge haben könnte. Wenn eine so große und international gelesene Zeitung einen relative unkritischen Beitrag über Geo-Engineering verfasst ist das schon bedenklich genug. Aber NEWSWEEK betont besonders wie preiswert diese Strategie ist: die Kosten „to bring on an ice age“ mit dieser Technologie liegen bei 1/1000 eines Prozentes des weltweiten BIP. Zudem wird der Eindruck erweckt, dass es sowie früher oder später von anderen „Mittelmächten“ ins Klimaschutzportfolio aufgenommen wird. Durch solche Berichterstattung, so interessant sie auch sein mag, wird die Hemmschwelle weiter gesenkt. Wenn die globale Änderung der Welt mit der – ohnehin schon kritischen – lokalen Lagerung von Atommüll oder CO2 gleichgesetzt wird, wird der Block der „Lösungen“, welche eine Änderung der westlichen Produktions- und Lebensweisen umgehen, gestärkt.

Je ferner ein globales Abkommen in Kopenhagen rückt, desto wahrscheinlicher werden nationale und von Blöcken geführte Alleingänge mit solchen „Lösungen“ im Portfolio. Unter dem Mantel der Dringlichkeit werden dann nicht nachhaltige Projekte gefordert, welche die Meere vergiften, indigene Gemeinschaften zerstören aber den westlichen Lebensweg erhalten.

Welche Implikationen für eine gute Klimapolitik in Deutschland und Europa ergeben sich aus der neuen Aufgaben- bzw. Gefahrenlage (wie mensch es sehen möchte)? Wie soll mit der Forschung umgegangen werden, die generell ja begrüßenswert ist?

  • Zum Thema erschien auch „ Geo-Engineering – ein Sonnenschirm für die Erde“ von Ken Caldeira in der Heinrich-Böll-Publikation „Zur Lage der Welt 2009″, zum download geht es hier (Rechts oben auf „PDF“ klicken!).
  • In der Debatte der Ozeandüngung meldete sich auch schon die Grüne Bundestagsfraktion zu Wort, zu lesen hier.
  • Vor allem wegen der Dringlichkeit des Klimaproblems denkt auch Obama mehr darüber nach: mehr hier.
  • Weitere Möglichkeiten des Geo-Engineering aus utopistischer Sicht und einer kurzen Einführung hier.


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