Bilder von den verheerenden Folgen der Teersandausbeutung in Kanada sind weltbekannt. Was die wenigstens wissen: Explorationen zur Ausbeutung von Teersanden (übrigens von den Ölfirmen auch gerne verniedlichend „Ölsande“ genannt) auf dem afrikanischen Kontinent laufen auch Hochtouren. Beispiel ist die Republik Kongo: Ein kleines Land in Zentralafrika mit einem der korruptesten Diktatoren Afrikas hat mit der ebenfalls für ihre intransparenten Praktiken bekannten italienischen Ölfirma Eni einen umfassenden Energiedeal abgeschlossen, bei dem es u.a. um die Teersande im Land geht. Außerdem sollen in einem gigantischen Gebiet, das aus Subsistenzlandwirtschaftsflächen und Tropenwald besteht, Palmölplantagen zur Produktion von Biodiesel angelegt werden.
Die Nachricht ist vor allem für die italienische Regierung brisant, die mit 30 % Anteil Großaktionär bei Eni ist und in diesem Jahr die Präsidentschaft der G8 inne hat. Die G8-Energieminister haben nämlich im Vorfeld des Gipfels erklärt, dass die Frage, wie mit den miteinander zusammenhängenden Themen der Investitionen in, des Zugangs zu und der Verfügbarkeit von Energie und der Herausforderung des Klimawandels umzugehen ist, von zentraler Bedeutung für die Zukunft ihrer Länder sei. In diesem Fall kann man da nur von klarem Versagen sprechen und Eni steht wohl exemplarisch für einen multinationalen Energiekonzern, der in einem G8-Land beheimatet ist. Kohärenz sieht anders aus.
Die Produktion von Rohöl aus Teersanden erzeugt 3 bis 5 Mal so viele Emissionen wir die Herstellung von konventionellem Öl. Die sozialen und ökologischen Folgen auf der lokalen Ebene sind massiv. Kongo ist zudem ein Land mit sehr schwachen Governance Strukturen und einer nicht-existenten Umweltgesetzimplementierung. Beispielhaft kann man hier sehen, wie die unterschiedlichen Krisen – Klima, Energie, Ressourcen, Armut, Demokratie – sich gegenseitig bedingen und verstärken und daraus Schlüsse ziehen, wie unsere Energiepolitik in Zukunft nicht aussehen darf.
Hintergrundinformationen zum Projekt von Eni sowie eine Presseerklärung und einen Aufruf von zivilgesellschaftlichen Gruppen aus den G8-Ländern finden sich hier.