Emissionshandel in Neuseeland

Willkommen im Club: Anfang Juli ist in Neuseeland ein Emissionshandel in Kraft gesetzt worden (staatliche Webseite hier, Buch dazu hier). Die Neuseeländer haben sich einiges vorgenommen! Anders als beim EU-Emissionshandel, der zunächst nur CO2-Emissionen aus der Industrie einschließt, werden in Neuseeland auch die Sektoren Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft einbezogen sowie auch die Abfallwirtschaft. Zudem werden weitere Treibhausgase aus Industrie (prozessbedingte Emissionen) berücksichtigt. Das hat den Vorteil, dass ein Großteil aller Emissionen aus Neuseeland durch das System abgedeckt werden. Doch im Gegenzug dürfte das Monitoring und die Vollzugskontrolle des Systems außerordentlich komplex werden.

Zudem hat das System natürlich mit Startproblemen zu kämpfen, von denen man und frau nur hoffen kann, dass sie irgendwann beseitigt werden. So bemerken kritische Stimmen, dass die Ziele derzeit so lasch sind, dass der Emissionshandel möglicher Weise gar nicht genutzt wird, um die Emissionen absolut zurückzufahren, sondern nur um den weiteren Anstieg zu verringernn (z.B. Greenpeace). Wie Neuseeland damit sein angekündigtes -20% Ziel bis 2020 erreichen will, lässt die Regierung derzeit noch offen. Hinzu kommt, dass geplant wird, etwa zwei Drittel der Emissionsreduktionen über Off-Setting  – also den Emissionshandel mit anderen Ländern über CDM – erzielt werden soll. Klar, es darf ja nicht zu dolle weh tun. Und gleichzeitig plant die Regierung Offshore-Ölbohrungen und Ressourcenausbeutung durch Minen weiter auszubauen…

Aber bei aller Kritik kann es gut sein, dass die Einführung des Emissionshandels bei neuseeländischen Energie- und Industrieproduzenten ein Umdenken einleitet (siehe auch hier und hier). Schlecht wäre nur, wenn die Regierung tatsächlich, wie angekündigt, sonstige Maßnahmen zur CO2-Reduktionen aufgeben möchte. Denn auch in der EU zeigt sich: neben so einem „Globalinstrument“ wie dem Emissionshandel braucht es immer auch noch viele weitere Instrumente fürs fine-tuning und um konkrete Anreize für bestimmte Sektoren zu setzen.


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