Es ist eine weitere unbequeme – aber in diesem Fall ausnahmsweise auch erfreuliche – Nachricht: Uran wird knapp. Bisher wurde von allen offiziellen Institutionen stets das Gegenteil behauptet. Aber im Jahresbericht 2009 der EURATOM Supply Agency ESA steht es schwarz auf weiß: „The natural uranium market persistently shows a wide gap between demand and production which is presently closed by secondary supplies.“
Und diese Nachricht hat es auch in die Medien geschafft (siehe z.B. Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau). Mit „secondary supplies“ sind übrigens vor allem Lagerbestände gemeint sowie Uran aus alten Waffenbeständen. Die alten russischen Atomwaffen gehen aber langsam zur Neige. Und jetzt droht ein Versorgungsengpass, während hierzulande über eine Verlängerung der Laufzeiten und weltweit über den Bau neuer Atomkraftwerke diskutiert wird.
Auch wenn der Satz zur Lücke von Angebot und Nachfrage wie oben zitiert im Jahresbericht der ESA zu finden ist, liest sich auch dieser Bericht im Großen und Ganzen als Beschwichtigungs- und Schönredeversuch und erinnert mich damit stark an die jährlichen Energy Outlooks der IEA. Es ist eben problematisch, wenn Regierungen sich Institutionen schaffen, die Angebot, Nachfrage und Märkte für sie überwachen sowie objektive Informationen und Empfehlungen bereitstellen sollen, die in ihrem Mandat genau vom Vorhandensein und der Fülle der zu beobachtenden Rohstoffe abhängen. Ohne Öl keine IEA und ohne Uran keine ESA. Und wer überbringt schon gerne schlechte Nachrichten?
Zum Glück gibt es ein paar wenige, die das seit Jahren. Dazu gehört beispielsweise die Energy Watch Group (Uran Report 2006).
Erste Diskussionen hinsichtlich der Versorgungssicherheit gab es übrigens auch in den Medien bereits 2006, als in einer der weltgrößten Uranminen Cigar Lake in Kanada Wasser einbrach und die Produktion erheblich senkte. 2008 wurde versucht, das Wasser abzupumpen – bisher erfolglos. Eine Aufnahme der Produktion bis 2011 oder 2012 steht noch in Frage. Experten gehen davon aus, dass der Verlust der Cigar Lake Mine einem Verlust Saudi Arabiens für die Ölindustrie gleichzusetzen ist.
Im Energy Outlook 2008 sagte die IEA, dass wir bis 2030 sechs neue Saudi Arabiens finden müssen, um den Ölbedarf zu decken. Vielleicht können sich die Forscherinnen und -forscher der IEA und ESA zusammentun, um diese verschwundenen Länder zu finden. Oder aber sie stellen sich der Realität.
P.S.: Uranabbau ist ein ähnliches dreckiges Geschäft wie die Ölförderung. Eine gute Dokumentation hierzu gibt es bei den Women in Europe for a Common Future.
Foto: Open-Pit Uranium Mining – Gas Hills, Wyoming – Aerial View von SkyTruth mit Creative Commons Lizenz.