Plan B im Klimaschutz – Methan und Ruß bekämpfen statt Kohlendioxid?

Ein Plan B ist immer gut, wenn Plan A scheitern kann. Aber manchmal ist Plan A auch einfach zu anstrengend und Plan B dagegen viel angenehmer. Plan A in der Klimapolitik ist ein globales rechtlich verbindliches ambitioniertes und faires Abkommen, um gefährlichen Klimawandel zu verhindern. Ob die Weltgemeinschaft dem in Durban einen Schritt näher gekommen ist, darüber kann man streiten. Aber zumindest wird weiter daran gearbeitet und es kann noch gelingen – allerdings kaum rechtzeitig, da bis 2020 wenig geschehen wird. (Eine genauere Analyse des Ergebnisses der COP 17 in Durban gibt es hier.).

Spiegel Online titelt heute, dass Forscher ganz einfache Wege gefunden haben, um den Klimawandel zu begrenzen, eine Art Abkürzung zum Ziel, da die Klimaverhandlungen  in Durban ja mal wieder gescheitert seien. Es geht um einen aktuellen Artikel in der Zeitschrift Science, in dem ein Team von Forscher/innen eine Vielzahl von Methoden geprüft hat und zum Schluss kommt, dass es am effektivsten sei, sich auf die Reduzierung von Methan- und Rußemissionen zu konzentrieren. Damit könnte bis 2050 die Erwärmung um 0,5 °C reduziert werden. Außerdem erhöht das die Luftqualität – ein toller Nebeneffekt.

Warum um alles in der Welt verplempern wir also immer noch unsere Zeit mit der schwierigen Frage, wie der CO2-Ausstoß zu reduzieren sei und stecken so viel Energie, Zeit, Ressourcen und Flugemissionen in einen internationalen Verhandlungsprozess, der fast aussichtslos erscheint? Warum nicht Plan A aufgeben und gleich alle Energie in die Umsetzung von Plan B stecken?

Dafür gibt es viele und sehr wichtige Argumente. Das wichtigste: Das große Problem mit CO2 ist, dass es eben sehr lange in der Atmosphäre bleibt und die wirklichen Effekte mit einiger Verspätung auftreten. Wenn wir uns jetzt (fast)  ausschließlich auf Methan und Ruß konzentrieren, die viel schneller abgebaut werden, erreichen wir zwar einen kurzfristigen positiven Effekt. Aber langfristig wird der Klimawandel noch viel stärker eintreten, wenn wir bis dahin beim CO2 einfach munter weitermachen. Und aus dem Dilemma kommen wir dann wahrscheinlich nicht mehr ohne negative Emissionen, sprich Geo-Engineering raus. Die Gefahren eines solchen Ansatzes sind bisher noch viel zu wenig diskutiert (siehe aber z.B. hier und hier). Aber es ist schon verdächtig, wenn diejenigen, die eh nichts von Klimaschutz halten jetzt auf einen Plan B setzen, der uns mittelfristig den enormen Risiken und Gefahren solcher Großtechnologien aussetzt.

Warum muss es hier überhaupt um ein Entwede Oder gehen? Die Reduzierung von Methan- und Rußemissionen ist Teil der vorhandenen möglichen Maßnahmen, die dringend umgesetzt werden müssen. Und wie schon erwähnt teilweise nicht nur aus Klimaschutz-, sondern auch aus Gesundheitsaspekten. Eine Debatte, wie sie der Spiegel entfacht, ist gefährlich, weil sie uns vor eine falsche Alternative stellt.

P.S.: Übrigens kümmert sich die UNFCCC längst nicht nur um CO2, sondern um eine ganze Reihe von Klimagasen. Das wird immer mal wieder gerne übersehen.

 


Posted

in