USA: Erneuerbarer Champion oder Klima-Loser?

Foto: Screenshot des Pew Reports

Zuletzt habe ich von Obamas mauer Klimabilanz gebloggt. Jetzt kommt eine neue Studie zum Fazit, dass die USA weltweit führend sind beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Ja was denn nun?

Im jüngsten Report „Who is winning the Clean Energy Race?“ von Pew Charitable Trust besetzen die USA wieder den Spitzenplatz vor China und Deutschland, das vom zweiten auf den dritten Platz abgerutscht ist. Sie investierten in 2011 mehr als jedes andere Land in erneuerbare Energien. Auf Solarserver wird das Ergebnis der USA so zusammengefasst:

In die USA flossen insgesamt 48 Milliarden US-Dollar (36,7 Milliarden Euro) Investitionen in die erneuerbaren Energien, was einen Zuwachs gegenüber 2010 um 42 Prozent bedeutet. Dies führte zu einem Zubau von 6,7 Gigawatt Windenergie-Kapazität und erstmals mehr als ein Gigawatt neue Solarenergie-Leistung.

Laut Pew Charitable Trusts lag die Gesamtkapazität zur Nutzung der erneuerbaren Energien in den USA Ende 2011 bei 93 Gigawatt. Damit belegen die Vereinigten Staaten den zweiten Platz hinter China.

Jedoch wird es für die USA angesichts der ausgelaufenen staatlichen Förderprogramme sowie des beendeten Darlehensprogramms des US-Energieministeriums schwer, den Erfolg des letzten Jahres zu wiederholen. Auch die Steuernachlässe werden Ende dieses Jahres auslaufen, betont die Organisation.

Die USA legen ein Plus von 42 Prozent bei den Investitionen in erneuerbare Energien hin. Deutschland hingegen verzeichnet im Vergleich zu 2010 ein Minus von 5 Prozent. Mageres Ergebnis für das Land der Energiewende? Wohl kaum. Der Rückgang in Deutschland von 2010 auf 2011 ist auch darauf zurückzuführen, dass der Preis von Solarmodulen im letzten Jahr deutlich gesackt ist und dadurch nominal weniger investitiert wurde. Obendrein schaffen es Anbieter in Deutschland, die PV-Anlagen wesentlich günstiger als es ihre Konkurrenten in den USA anzubieten. D.h. bei gleicher Investitionssumme geht mehr installierte PV-Leistung ans Netz. Anmerkung an die Autoren des Reports: Die Investitionssumme allein ist also kein Gradmesser, wie erfolgreich die Länder beim erneuerbare-Energien-Ausbau sind.

Der Vollständigkeit halber hier die Zusammenfassung zu Deutschland (Seite 40 des Reports):

Germany attracted 5 percent less investment in 2011 than in 2010, garnering $30.6 billion. This decline shifted Germany’s rank from second to third place in the G-20. However, investment levels were significant enough to spur deployment of 7.5 GW of solar generating capacity, the same level recorded in 2010. More than two-thirds of the installed solar constituted small, commercial projects. Sixty-five percent of investment in Germany was directed toward solar, with 29 percent ($8.5 billion) directed to wind. In addition, 700 MW of biomass capacity was added in 2011. Germany is second in the G-20 for investment intensity and third in installed capacity. The country’s curtailment of solar incentives could be mitigated by its decision to accelerate the phaseout of nuclear generating capacity by 2022.

Ist Obamas Klimabilanz also mau oder sind die USA Weltspitze bei den erneuerbaren Energien? Sowohl als auch. Die Energiepolitik in den USA ist zersplittert, widersprüchlich und lässt sich nicht auf einen Nenner runterbrechen. Die USA haben hervorragende geographische Bedingungen für Wind und Sonne und nutzen diese auch – trotz uneffektiver Förderpolitiken und mangelnder Planungssicherheit für die Industrie, weil die Steueranreize für Wind & Co. alle zwei Jahre auslaufen und politisch neu erstritten werden müssen. Jetzt droht der Fadenriss. Doch in Bundesstaaten wie Iowa oder den Dakotas liegt der Windstromanteil schon deutlich über 20 Prozent.

Aber die USA bauen eben nicht nur die erneuerbaren Energien aus, sondern bohren noch weiter nach Tiefseeöl, fracken ganze Landstriche nach unkonventionellem Erdgas, exportieren Kohle nach China und wollen Kanada dabei helfen, die klimaschädlichen Teersande der Provinz Alberta durch die USA auf die Weltmärkte zu pumpen. Manche fürchten gar, dass die USA mit ihrem unersättlichen Hunger nach immer mehr Rohstoffen auch innerhalb der eigenen Landesgrenzen auf dem Weg zu einem Petro-State sind. Saudi-Amerika trifft es da vielleicht ganz gut.


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