„Als Bergführer bin ich lange und steinige Wege gewohnt. Da darf man sich von Hindernissen nicht entmutigen lassen. Es geht um Schutz und Gerechtigkeit für meine Familie und viele Tausend weitere Menschen in Huaraz. Und ich bin weiterhin zuversichtlich, dass uns ein deutsches Gericht die Chance geben wird zu zeigen, dass RWE für unsere gefährliche Situation mitverantwortlich ist.“
So äußerte sich Saúl Luciano Lliuya aus Peru nach dem Urteil des Essener Landgerichts, das die Klimaklage des peruanischen Bergführers und Kleinbauern gegen RWE gestern abgewiesen hat. Die Begründung des Gerichts: Es gebe zwar möglicherweise eine „naturwissenschaftliche Kausalität“, aber keine „rechtliche Kausalität“ zwischen den Emissionen des Kohlekonzerns in Europa und den Klimawandelfolgen in den Anden, die Eigentum und Heimat von Saúl bedrohen.
Die Anwältin des Klägers, Roda Verheyen, kündigte aber bereits, dass sie sehr wahrscheinlich in Berufung gehen werden. Klaus Milke, Vorsitzender der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, die Luciano Lliuyas Anliegen unterstützt, kommentierte:
„Der Kern der Frage ist: Können sich die Hauptverursacher des Klimawandels einfach mit dem Argument aus der Verantwortung stehlen, dass es ja viele Mitverursacher gebe. Das würde die vom Klimawandel betroffenen Menschen tatsächlich zu hilf- und rechtlosen Opfern machen. Es wäre ein Argument für kollektive Verantwortungslosigkeit.“
Mehr Informationen und Hintergründe zum Fall gibt es hier. Jedenfalls bleibt es spannend, wie es weitergeht – nicht nur für Saúl und Germanwatch. Viele Anwältinnen und Anwälte sowie Klimaschutzorganisationen aus aller Welt beobachten sehr genau, wie sich dieser Fall entwickelt – und stehen mit weiteren Klimaklagen und rechtlichen Initiativen in den Startlöchern. Das Urteil des Essener Landgerichts ist in keinem Fall das Ende des rechtlichen Kampfs für Klimagerechtigkeit, sondern allenfalls ein steiniger Anfang.