Grün wachsen oder gesund schrumpfen ?

Lässt sich das Ziel, die Emissionen von Treibhausgasen drastisch zu verringern, besser mit weitergehendem Wirtschaftswachstum oder nur ohne realisieren? Dies ist eine Frage, die derzeit ziemlich die Gemüter erhitzt. Und die das Lager der Politiker, Klimaschützer, Umweltbewegten in zwei Lager spaltet. Der Disput materialisierte in der letzten Woche an zwei Szenarien für die EU und für China.

Auf der einen Seite zeigt eine Studie von Carlo C. Jaeger und anderen vom PIK, Oxford, Sorbonne, Uni Athen im Auftrag des BMU, dass das 30% Ziel der EU nicht nur mit vertretbaren, geringen Einbußen beim BIP-Wachstum erreicht werden kann, wie zuvor zig Studien gezeigt haben, sondern dass das 30%-Ziel sogar das Wirtschaftswachstum erhöhen wird. Die Studie „A New Growth Path for Europe“ rechnet mittels ökonometrischen Modellen aus, dass eine Verpflichtung auf minus 30% zu 0,6% höherem Wirtschaftswachstum als business-as-ususal und 6 Millionen zusätzlichen Jobs führen wird.

Auf der anderen Seite kündigte die Regierung Chinas laut der Zeitschrift The Guardian an, im nächsten Fünfjahresplan von 2011-2015 ihr Wirtschaftswachstum auf 7% reduzieren zu wollen, um Emissionen und andere Umweltbelastungen zu verringern. O-Ton von Präsident Wen Jiabao: „We absolutely cannot again sacrifice the environment as the cost for high-speed growth, to have blind development, and in that way to create over-capacity and put greater pressure on the environment and resources. That economic development is unsustainable.“

Wenn China sein Wachstum der letzten Dekade von 11-13% tatsächlich mit politischen Maßnahmen in Zukunft halbiert, wäre das historisch absolut einzigartig. Doch handeln sie überhaupt sinnvoll? Wer hat denn recht: brauchen wir Wachstum, und können wir sogar verstärktes Wirtschaftswachstum haben, um unsere Ökonomien klimafreundlicher zu machen? Oder sollten wir unser Wachstum mäßigen, um dieses Ziel zu erreichen? Fürwahr sind dies zwei „Schismen“, wie Reinhard Loske es in seinem Essay „Abschied vom Wachstumszwang“ genannt hat. Der Glaubenskrieg wird uns noch eine Weile beschäftigen…


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