Weniger Energie = mehr Menschen?

Da habe ich beim Lesen aufgehorcht: In einer neuen Studie haben Forscher/innen vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock die bekannten Modelle für Bevölkerungswachstum mit Informationen über verfügbare Energie pro Kopf gefüttert. Das Ergebnis: Wenn Menschen genügend Energie haben, gibt es wirtschaftliche Entwicklung und nehmen in der Folge die Geburtenraten ab. Aber, die Realität sieht so aus: „Seit 1960 ist die Bevölkerung stärker angewachsen als die weltweit nutzbare Energiemenge“ (so der Forschungsleiter, Oskar Burger). Dieser Trend halte an. Deshalb widersprechen die Ergebnisse der Studie den gängigen Vorhersagen der UNO, dass die Weltbevölkerung sich bis Ende des Jahrhunderts bei ca. 10 Miiliarden einpendeln werde. Das sei keineswegs gewiss. Das Wachstum könne sogar noch massiv anhalten, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Und was sagt uns das jetzt? Mir widerstreben alle Diskussionen, die zur Bewältigung der ökologischen Krisen das Augenmerk auf den Faktor Bevölkerungswachstum lenken wollen. Denn da wird oft unter den Tisch gekehrt, dass der große Ressourcenverbrauch und die Verantwortung nicht bei den Menschen zu suchen ist, die viele Kinder bekommen, sondern bei einer globalen Mittelschicht mit westlichem Konsumstil. Wenn es aber tatsächlich einen handfesten Zusammenhang zwischen Energieverfügbarkeit und Bevölkerungswachstum gibt (und das ist ja total naheliegend), dann muss uns das ja nur mehr darin bestärken, für Zugang zu sauberer (!) Energie für alle zu kämpfen. Und dann ist der Pro-Kopf-Verbrauch vielleicht weniger aussagekräftig als ein Überblick darüber, wer eigentlich wieviel und wer wie wenig zur Verfügung hat. Letztlich geht um eine gerechtere Verteilung von Energie (und Ressourcen). Eine bloße Steigerung des Energieverbrauchs der globalen Mittelklasse durch Gewinnung von neuen fossilen Energiequellen oder auch Megawindparks oder Großstaudämme bewirkt das Gegenteil!


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