Kohleindustrie will den Spieß umdrehen und NGOs diskreditieren

NGOs sind ja inzwischen ziemlich gut darin (wenn auch noch lange nicht gut genug), die Finanzierungsstrukturen hinter bestimmten Lobbyinstitutionen der Industrie offenzulegen und so nach außen hin neutral oder objektiv erscheinende Strategien den jeweiligen Profitinteressen zuzuordnen, die dahinterstehen.

Eher seltener dreht die Industrie den Spieß um: Das genau aber hat EURACOAL, der europäische Lobbyverband der Kohleindustrie, mit dem Report „NGOs for sale“ versucht. Der Fokus liegt dabei auf der European Climate Foundation (ECF).

Kritisieren kann man die ECF für vieles (z.B. für ihre aktive Rolle in der neu gegründeten Energy Transitions Commission). Aber was Euracoal da an Verschwörungstheorie konstruiert, ist schon – wie soll ich sagen – niedlich: Superreiche Amerikaner instrumentalisieren durch obskure Stiftungen europäische NGOs, um die EU als Versuchslabor einer völlig sinnfreien, teuren und letztlich armutserzeugenden neuen Energieerzeugung zu nutzen und diskreditieren dafür die doch so gute, zuverlässige und billige Kohle. Da bleibt einem doch glatt die Spucke weg.

Was das auf jeden Fall zeigt ist, dass die Strategie der ECF – nämlich auf dezentrale und lokale Proteste und zivilen Ungehorsam (als ein Mittel unter vielen) zu setzen – aufgeht und die Industrie gehörig in Schrecken versetzt.

Mit einem hat Euracoal aber leider recht: Es ist schon problematisch, dass sich in in vielen Teilen Europas die Zivilgesellschaft, die es ernst meint mit dem Kampf gegen die fossile Lobby, nur an sehr wenige Geldgeber wenden kann. Da hat die ECF tatsächlich fast ein Monopol. Das liegt aber vermutlich eher am Desinteresse bzw. am mangelnden Mut andere Stiftungen und potentieller politischer Unterstützer/innen.

Zur Rolle der Zivilgesellschaft in der internationalen Klimapolitik schreibt übrigens Barbara Unmüßig in der Zeitschrift GAIA (24/3) 2015 als Reaktion auf die Beiträge zum Thema Klimaschutz als Weltbürgerbewegung von A.Brunnengräber (2014), C. Leggewie et al. (2015), S. Bauriedl (2015) in derselben Publikation.

 


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