Harald Welzer zur „Kritik der Grünen Ökonomie“ und einer Repolitisierung des ökologischen Diskurses

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Harald Welzer: „Das Buch ‚Kritik der Grünen Ökonomie‘ von Thomas Fatheuer, Lili Fuhr und Barbara Unmüßig scheint mir ein enorm wichtiges Buch zu sein. Undzwar weil es die Diskussion um Themen wie Green Economy, Green Growth, grüner Umbau der modernen Industriegesellschaften sehr stark voranbringt. Aber nicht im Sinne einer umstandslosen Beförderung aller technologischen Innovationen, die Effizienzgewinne versprechen. Sondern in einer grundsätzlichen Perspektivenveränderung, die sich ungefähr so zusammenfassen lässt: Dass eine Grüne Ökonomie nur auf der Grundlage technologischen Wandels überhaupt nicht denkbar ist. Weil es Faktoren einer expansiven Wirtschaft, Faktoren von ungleicher Verteilung, Faktoren von benachteiligten Gruppen und indigene Völkern systematisch ausblendet. Und das Verdienst der Autorinnen und Autoren ist es schlicht und ergreifend, alle diese Themen wieder ins Spiel zu bringen. Und es scheint mir erstens überfällig und zweitens hier in diesem Buch sehr gut durchgearbeitet zu sein, so dass man als Leser durch die unterschiedlichsten Facetten – also die Inwertsetzung von sogenannten biologischen Dienstleistungen, CO2-Bepreisung zur Bekämpfung des Klimawandels usw. – hindurchgeführt wird und eine sehr gute Grundlage bekommt, was die problematischen Aspekte dessen im Einzelnen jeweils sind.

Und zum anderen – und das scheint mit das Allerwichtigste zu sein -, dass dieses Buch ein entschiedenes Votum für eine Repolitisierung des ökologischen Diskurses darstellt. Dass wir Fragen des kulturellen und sozialen Umgangs mit Ressourcen wieder in eine gesellschaftspolitische Debatte zurückführen müssen. Und dass eine Kultur des ‚Weniger‘ oder der Suffizienz nichts ist, was wir durch Expertenwissen und durch Technologie und Ingenieurwissen herbeiführen können. Sondern dass es darauf ankommt, eine neue Debatte darüber zu führen, wie man eine ökologisch befriedete, moderne Gesellschadt herstellen kann. Das gelingt sehr gut. Ich hoffe, dass besonders dieser Anstoß der Repolitisierung des ökosozialen Diskurses tatsächlich breiten Widerhall findet, weil es exakt das ist, was wir brauchen.

Also ich persönlich denke, dass Fragen einer möglichen Modernisierung moderner Gesellschaften in Richtung einer sozialökologischen Transformation ein Thema sind, was absolut alle denkenden Menschen angeht. Und insofern glaube ich ist das ein Buch, was für gar keine Zielgruppe spezifisch ist, sondern was von einer breiten Leserschaft aus den unterschiedlichsten Schichten gelesen werden sollte.“


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