Investitionen für Plastikproduktion aus fossilen Brennstoffen: Richtig kalkuliert?

Und wieder eine Nachricht zum Geschäftsmodell Plastikverpackungen, diesmal mit Blick auf die Produzenten: Die Umweltanwälte von CIEL fragen sich, was genau die plastikproduzierende und petrochemische Industrie dazu treibt, massiv in Infrastruktur zur Herstellung von immer noch mehr Plastik zu investieren. Der Bericht “Untested Assumptions and Unanswered Questions on the Plastics Boom” stellt fest:

Der Ausbau chemischer Industrieanlagen in den USA ist seit 2012 sehr stark angestiegen. Das Ausgangsmaterial für die Herstellung von Plastik sind fossile Brennstoffe (Öl, Gas, Kohle). So sind auch die meisten Anlagen in der Nähe großer Öl- und Gastprojekte zu finden.

As of December 2017, the chemical industry has already an­nounced over $185 billion of new investments in the United States alone, mostly in “chemistry and plastics products.”Other observers “expect China to invest more than $100 billion in coal-to-chemicals technology in the next five years.”

Das alles steht im merkwürdigen Gegensatz zu politischen Realitäten: Der Ausstieg aus der Gewinnung und Verbrennung fossiler Energieträger ist in vielen Ländern weltweit beschlossene Sache und sie haben sich im Pariser Klimaabkommen dahingehend verpflichtet. Der Zustrom an kostengünstigem Öl, Gas und Kohle steht also in Frage. Schon jetzt wird davon ausgegangen, dass in 2040 44 % des Zuwachses in der Rohölproduktion für die petrochemische Produktion im weitesten Sinne eingesetzt wird und nicht mehr zur Gewinnung von Energie oder für Mobilität, so der Bericht.

CIEL schreibt:

As companies ramp up investments to create more plastic, they are banking on plastic infrastructure being profitable for decades to come. This assumes that demand for plastic will continue increasing and that plastics production will continue to be heavily subsidized by demand for the fossil fuels that supply chemicals critical to plastic production. However, the new report exposes changes in the economy, government regulations, and consumer attitudes worldwide that could make these investments much riskier than previously assumed.

Dann muss es also die Erwartung an die Plastikproduktion sein, die die Industrie so überaus optimistisch stimmt. Erstaunlich in Zeiten, in denen die Europäische Union eine Plastikstrategie vorgelegt hat, in der sie unter anderem eine Reduktion der Plastik-Wegwerf-Verpackungen anstrebt. Der Kampf gegen die Plastikvermüllung der Meere wird inzwischen auf UN-Ebene geführt. Aktivist/innen für einen nachhaltigen Verzicht auf Plastik haben sich in der globalen Kampagne „Break Free from Plastic“ zusammen geschlossen.

Das passt doch nicht zusammen? CIEL resümiert:

Plastics producers are depending on increasing demand and abundant feedstock supply to fuel their in­dustry for the next several decades. These assumptions may be un­founded and unjustified.

Eigentlich sind das alles ja Gedanken, die sich die Investoren selbst machen sollten. Aber manchmal ist man ja betriebsblind. Umso wichtiger ist da der Hinweis, dass die Rechnung hier auf Dauer möglicherweise nicht aufgeht.


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