Update zu den Carbon Majors – die Klimaverantwortung der fossilen Konzerne

Vor bald 6 Jahren, im November 2013, wurde die bahnbrechende klimawissenschaftliche Recherche zu den „Carbon Majors“ erstmals veröffentlicht. In Auftrag gegeben wurde sie fast ein Jahrzehnt vorher u.a. vom Climate Justice Programme in Australien.

Die Carbon Majors sind die größten Öl-, Gas- und Kohlekonzerne (einige wenige Zementproduzenten sind auch dabei), die für einen Großteil der Treibhausgase in der Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung verantwortlich sind. 2013 bezifferte der Wissenschaftler Richard (Rick) Heede diese Verantwortung so: 90 Global Player sind für ca. zwei Drittel der ausgestoßenen CO2-Mengen verantwortlich. Die Ergebnisse lassen sich pro Unternehmen bzw. staatseigenem Konzern auf eine konkrete Prozentzahl herunterbrechen. 2017 gab es dann ein Update zur Carbon Majors Studie (die Ergebnisse habe ich damals hier kurz zusammengefasst).

Jetzt liegt ein weiteres Update vor: Das von Rick Heede gegründete Climate Accountability Institute veröffentlichte am 9. Oktober 2019 aktualisierte Daten, die sich auf einen Analyse der Top-Verschmutzer zwischen 1965 und 2017 fokussieren.

Zusammenfassend kann man nun sagen: Die 20 größten fossilen Produzenten (darunter Konzerne, die an den Börsen gelistet sind und Staatseigene Betriebe) haben zusammen 35 % der globalen Emissionen erzeugt.  Und: die Hälfte aller Emissionen aus dem Bereich Kohle, Öl, Gas und Zement seit 1750 sind erst seit 1990 entstanden – also seit die Welt versucht, das Klimaproblem mit internationalen Verhandlungen und konkreten Maßnahmen in den Griff zu bekommen.

Der Guardian hat die aktuellen Ergebnisse ausführlich aufbereitet. Dort gibt es auch einen eigenen Beitrag von Rick Heede.

Wie sich die Verantwortung der verschiedenen Konzerne über die Zeit entwickelt, kann man in dieser interaktiven Timeline anschauen.

Der neue Zeitraum ab 1965 (also nicht 1750) ist wichtig. Denn, so argumentieren Rick und Kolleg/innen: neuer Untersuchungen haben offengelegt, dass spätestens seit Mitte der 1960er Jahre die Klimawirkung von fossilen Rohstoffen zumindest den Führungskräften aus Politik und Industrie bestens bekannt war. Und trotz dieser Kenntnis haben genau diese Konzerne ihre Produkte nicht weiterhin produziert und verkauft und damit Milliarden verdient, sondern Konsument/innen und die Öffentlichkeit durch die Finanzierung von Klimaskeptikern und die Torpedierung von Klimawissenschaft und Klimapolitik wissentlich in die Irre geführt.

Nicht umsonst stehen große Konzerne wie Exxon, Shell oder RWE ja inzwischen für ihren Beitrag zur Klimakrise auch vor Gericht. Updates zur Klagen gegen Exxon (wo die Verhandlung am 22. Oktober begann) gibt es hier bei Inside Climate News and in der New York Times.


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